Muckturnier

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Bobbl und Tore vs. Plus und Plus-Minus

Die Regeln, die beim Mucken zum Einsatz kommen, variieren mitunter erheblich. Genau wie die für ein Muckturnier. Tatsächlich werden nicht bei allen Muckturnieren Bobbl gespielt, und es werden nicht bei allen Bobbl und Tore gezählt.

Ab und an diskutieren Spieler auf nach Bobbln und Toren ausgezählten Muckturnieren über ihre Platzierung, und zwar mit ihrem Spielstand wenn sie „nur Punkte aufgeschrieben“ hätten bzw. nach „Plus“ oder „Plus-Minus“. Das kommt aus dem Schafkopf: Üblicherweise wird beim Preisschafkopf eine definierte Anzahl an Spielen gespielt. Die Punkte werden entweder nach dem „Plus“- oder dem „Plus-Minus“-Verfahren gewertet. Bobbl gibt es beim Schafkopf bekanntermaßen nicht.

Aber Mucken ist eben nun einmal nicht Schafkopf: Beim Mucken gibt es das Konzept der Bobbl, und die Wertung der Spiele ist auch anders als beim Schafkopf.

Mit diesem Artikel möchte ich die Designentscheidungen des Muckturnier-Programms erklären, und eine Argumentation für das Spielen von Bobbln und das Auszählen nach Bobbln und Toren darlegen, die über ein „das haben wir schon immer so gemacht“ hinausgeht.

Warum man Bobbl spielen sollte

Angenommen man spielt „Wenz über Muck“. Dann gibt ein „Wenz Auf“ 10 Punkte. Mit Kontra sind es 20. Sofern es die Regeln nicht verbieten, können daraus dann auch noch 40 mit einem „Re“ werden, oder gar 80 mit einem „Sup“. In gleichem Maße, wenn auch nicht so eindrucksvoll, gilt das für die übrigen Spiele genauso.

Die Erfahrung zeigt (und man mal ein bisschen darüber nachdenkt, dann ist das eigentlich auch vollkommen klar): Werden bei einem Turnier nur Spiele gespielt, gewinnen immer die Selben: Diejenigen, die frech und risikoreich spielen, und die Spiele hochtreiben. Denn die bringen Punkte pro Spiel aufs Papier. Alle, die zurückhaltend, sicher und konservativ spielen, stehen schlecht da. Genauso sieht es aus, wenn man zwar schon Bobbl spielt, aber die nicht tatsächlich wertet, sondern die Gewinner den letzten Punktestand bekommen. Dann wird eben – sofern möglich – das letzte Spiel hochgetrieben, um möglichst viele Punkte zu bekommen.

Das Deckeln der Punkte durch das Bobbl-Konzept schafft hier mehr Chancengleichheit, weil es derartige Punkte-Ausreißer eliminiert. Vernünftige Regeln natürlich vorausgesetzt: Es darf nur das Gewinnen des Bobbls zählen, und nicht die Punkte, die man eigentlich durch das Gewinnen des letzten Spiels noch bekommen hätte (sonst sind wir beim selben Problem, wie bei einzelnen Spielen, wenn bei 20 : 20 ein Wenz Auf mit Kontra gespielt wird).
Außerdem darf eine Brille (zu Null gewonnener Bobbl) nicht anders zählen, als ein normaler Bobbl.

Warum man nach Bobbln und Toren auszählen sollte

Warum man Bobbl spielen sollte, wurde bereits diskutiert. Wenn man keine Bobbl spielt, dann kann man natürlich nicht nach Bobbln auszählen. Aber scheinbar werden mitunter auch Muckturniere mit Bobbln nach den Preisschafkopf-Verfahren „Plus“ und „Plus-Minus“ ausgezählt. Ob das sinnvoll ist, möchte im im Folgenden klären.

Weichen die verschiedenen Auszählverfahren überhaupt voneinander ab? Sehen wir uns ein Beispiel an. Hierfür möchte ich die den Test-Datensatz für feste Paare heranziehen, den das Quellcode-Paket des Muckturnier-Programms mitbringt. Die erste Runde mit nur sechs Paaren genügt schon:

Paar1. Bobbl2. Bobbl
Berta / Else2120 ●
Erwin / Franz4 ●21
Fritz / Hans2121
Heidi / Horst11 ●17 ●
Karl / Monika2113 ●
Sabine / Uschi20 ●21

Wertung von Bobbln, Toren und gegnerischen Toren

Beim Auszählen nach Bobbln, Toren und gegnerischen Toren wird wie folgt vorgegangen: Man sortiert die Paare bzw. Spieler nach den gewonnenen Bobbln. Hier gibt es natürlich praktisch immer Gleichstände. Deswegen sieht man sich dann die Punkte an, die in den verlorenen Bobbln erreicht wurden („geschossene Tore“, je mehr, desto besser). Gibt es auch hier Gleichstände (je nach Teilnehmer- und Rundenzahl ist das eher selten der Fall), dann kann man sich auch noch die Punkte ansehen, die die Gegner in den jeweils gewonnenen Bobbln erreicht haben („gegnerische geschossene Tore“, je weniger, desto besser).

Es ergibt sich folgende Rangliste (wo die Tore bzw. gegnerischen Tore nicht zur Differenzierung nötig waren, stehen sie in Klammern):

PlatzPaarBobblToreGegn. Tore
1.Fritz / Hans2(0)(28)
2.Berta / Else1204
3.Sabine / Uschi12013
4.Karl / Monika113(20)
5.Erwin / Franz14(20)
6.Heidi / Horst0(28)(0)

„Plus“-Wertung

Ich bin kein Schafkopfer. Und ich habe auch noch nie ein Turnier ausgezählt, oder bei einem mitgekartet, wo nicht nach Bobbln und Toren ausgezählt wurde. Wenn es nicht stimmt, was ich hier schreibe, bitte ich um eine Richtigstellung!

So wie ich es verstanden habe, bekommt bzw. bekommen bei „Plus“ der oder die Gewinner einfach die Punkte für die Spiele, und die Verlierer bekommen keine. Das wird wohl dann auch 1 : 1 beim manchen Muckturnieren so gemacht.

Man könnte davon ausgehen, dass die „Plus“-Wertung in der selben Rangliste resultieren müsste, wie das Zählen von Bobbln und Toren, da man ja für einen Bobbl auch genausogut die Punkte schreiben könnte, die er repräsentiert. Und das ist ja immer mindestens einer mehr, als die potenziellen Punkte der Gegner.

Es ergibt sich folgende Rangliste:

PlatzPaarPunkte
1.Fritz / Hans42
2.Berta / Else41
2.Sabine / Uschi41
4.Karl / Monika34
5.Heidi / Horst28
6.Erwin / Franz25

Platz 2 gibt es zwei Mal. Aber was das deutlich gewichtigere Problem ist: Platz 5 und 6 sind vertauscht, weil das das Paar „Heidi / Horst“ viele Tore hat. Und jetzt ist „Erwin / Franz“ auf einmal auf dem letzten Platz, obwohl das Paar einen Bobbl gewonnen hat und „Heidi / Horst“ keinen!

Das Problem ist, dass die Bobbl-Punkte und die Punkte aus den verlorenen Bobbln aufaddiert und nicht mehr unterschieden werden. Ob man den Bobbl gewonnen hat oder nicht, bleibt also unberücksichtigt. Die Möglichkeit, nach gegnerischen Toren zu differenzieren, besteht ebenfalls nicht.

Und hier wurden noch nicht einmal die womöglich im letzten Spiel über 21 erreichten Punkte berücksichtigt, die würden das Bild noch mehr verzerren.

„Plus-Minus“-Wertung

Hier gilt das selbe, wie bei „Plus“: Ich bin kein Schafkopfer. Und ich habe auch noch nie ein Turnier ausgezählt, oder bei einem mitgekartet, wo nicht nach Bobbln und Toren ausgezählt wurde. Wenn es nicht stimmt, was ich hier schreibe, bitte ich um eine Richtigstellung!

Etwas komplizierter ist „Plus-Minus“, hier scheint beim Schafkopf noch danach differenziert zu werden, wer das Spiel angesagt hatte. Da die Regeln beim Mucken das nicht hergeben, gehe ich davon aus, dass bei „Plus-Minus“ jeder die eigenen erreichten Punkte minus der Punkte der Gegner bekommt.

Da die „Plus-Minus“-Wertung etwas unübersichtlicher ist, als die „Plus“-Wertung, möchte ich zunächst die Auswertungstabelle für den genannten Beispielfall zeigen:

Paar1. Bobbl2. BobblSumme
Berta / Else+21-4+20-21+16
Erwin / Franz+4-21+21-20-16
Fritz / Hans+21-11+21-17+14
Heidi / Horst+11-21+17-21-14
Karl / Monika+21-20+13-21-7
Sabine / Uschi+20-21+21-13+7

Es ergibt sich die folgende Rangliste:

PlatzPaarPunkte
1.Berta / Else+16
2.Fritz / Hans+14
3.Sabine / Uschi+7
4.Karl / Monika-7
5.Heidi / Horst-14
6.Erwin / Franz-16

Nicht nur, dass das selbe Problem mit den beiden letzten Plätzen wie bei der „Plus“-Wertung auftritt – es sind hier auch noch die ersten beiden Plätze vertauscht, obwohl das Paar „Fritz / Hans“ als einziges zwei Bobbl gewonnen hat und das Paar „Berta / Else“ nur einen!

Offensichtlich hat die „Plus-Minus“-Wertung (in diesem Beispiel noch auffälliger) das selbe Problem, wie die „Plus“-Wertung: Sie berücksichtigt gewonnene oder verlorene Bobbl nicht.

Fazit

Das Aufstellen der Rangliste nach den gewonnenen Bobbln und geschossenen Toren ist ein verbreitetes und etabliertes Verfahren. Es resultiert in einer Rangliste, die dem Mucken und seinem Bobbl-Konzept Rechnung trägt. Es ist objektiv, fair und transparent und wird seit jeher im Muckturnier-Programm angewandt; seit Version 0.7.3 auch unter Berücksichtigung der gegnerischen Tore zur weiteren objektiven Differenzierung.

Die beiden vom Preisschafkopf/Schafkopfrennen bekannten Auszählverfahren „Plus“ und „Plus-Minus“ berücksichtigen das Gewinnen oder Verlieren von Bobbln nicht – genausowenig wie das bloße Aufschreiben von Punkten. Es mag bei einem anderen Spielmodus anders aussehen, aber für das Auswerten eines Muckturniers, auf dem man Bobbl spielt, sind beide Verfahren ungeeignet. Und Bobbl sollte man – wie oben dargelegt – auf jeden Fall spielen und auch werten.

Und wenn man schon Bobbl spielt, dann sollte auch das Paar oder der Spieler mit den meisten gewonnenen Bobbln das Turnier gewinnen. Die Bobbl malen wir dem Verlierer ja schließlich nicht aus Spaß hin ;-)